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Wer kennt das nicht: Im Projektverlauf kommt es zu Projektstörungen, im Projektteam knirscht es, der Kunde macht Druck und Lösungen sind nicht in Sicht. Welche Lösungen werden nun benötigt und welcher Weg führt ans Ziel?

 

Die Projektstörungen angehen

Zwei Ansätze, mit ganz unterschiedlichen Lösungswegen und Ergebnissen bieten sich im agilen Projektmanagement an:

  • Der eher klassische Ansatz auf der Ebene der Strategien, Prozesse und Strukturen. Ziel sind hier schnelle operative Lösungen.
  • Der aus dem Coaching kommende Ansatz auf der Ebene der Beziehungen, Emotionen und Bedürfnisse. Dieser Weg dauert meist länger, geht mehr in die Tiefe und bietet die Chance zu nachhaltigeren Lösungen.

Es ist schwer hier eine Entscheidung für den einen und damit gegen den anderen Ansatz zu treffen. In der Praxis, auch im agilen Umfeld, ist der erste Lösungsansatz mit Abstand am meisten verbreitet. Aber heißt das auch, dass es keinen besseren Weg gibt?

 

Der Klassiker

Der Lösungsansatz auf der rationalen Ebene führt zwar zu schnelleren Ergebnissen, die oft auch dringend gebraucht werden. Denn was nützt einem eine nachhaltige Lösung, wenn in der Zwischenzeit das Projekt an die Wand gefahren und der Kunde verprellt ist? Auf der anderen Seite werden sich ungeklärte menschliche, oder zwischenmenschliche Themen im Team nicht von alleine lösen. Viel wahrscheinlicher ist es, dass sie mehr oder weniger offensichtlich immer wieder zu Prozessstörungen führen. Oder zu Konfliktspiralen mit unkontrollierbaren Kollateralschäden und damit letztendlich Kosten. Der schnelle Erfolg wird damit wieder verspielt, unkontrollierbare Kosten entstehen.

 

Der Nachhaltige

Der Coachingansatz wiederum setzt beim Eisbergmodell unter der Wasserlinie an, basierend auf der Tatsache, dass menschliches Handeln überwiegend auf dieser nichtrationalen Ebene seinen Ursprung hat. Das Arbeiten mit Emotionen, Beziehungen, Glaubenssätzen, Ängsten usw. braucht Zeit. Manchmal sehr viel Zeit. Aber es verspricht dafür tiefgreifende Klärungen und nachhaltige Lösungen. Oft wachsen Teams in einem derartigen Prozess besser zusammen, Einzelpersonen finden neue Wege, ihr Potential zu entfalten.

Neben dem größeren Zeitaufwand steht oft auch nicht genügend Zeit zur Verfügung. Es werden schnelle Entscheidungen und Lösungen benötigt, soll das Projekt nicht scheitern, oder Kunden und Stakeholder enttäuscht und vertrieben werden. Auch die kunstvollste OP nutzt nichts, wenn am Ende der Patient tot ist!

 

Sowohl als auch

Aber woher kommt die Forderung nach einer entweder/oder-Entscheidung? Warum nicht das Eine tun, ohne das Andere zu lassen um die Projektstörungen langfristig in den Griff zu bekommen? Und beide Prozesse gleichzeitig starten und miteinander verknüpfen?

Dann bekommen wir unsere schnelle Lösung UND im Laufe der Zeit eine nachhaltige Lösung. Auch wenn der Aufwand dafür natürlich deutlich größer ist. Die Kosten sind auf Dauer unter dem Strich, d.h. wenn auch Kosten einer vermeidbaren Kündigung, Krankheitstage, Motivations- und Innovationsverluste usw. mit eingerechnet werden, mit Sicherheit niedriger.

Es gibt jedoch ein typisches Risiko: Es ist die Gefahr, dass nach der Lösung der akuten Probleme die Motivation sinkt, weiterhin Energie und Zeit in die Nachhaltigkeit zu investieren. Mit dem Wissen, dass Wiederstände in derartigen Prozessen ein wichtiger und ständiger Begleiter sind, wird schnell die Gefahr eines vorzeitigen Prozessabbruches klar. In diesem Fall sind Professionalität, das Wissen, warum etwas gemacht wird und das einzelne Commitment aller Prozessbeteiligten entscheidend.