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Die Unternehmensnachfolge in inhabergeführten Familienbetrieben gehört zu den kritischsten Phasen in einem Unternehmen. Viele Unternehmen scheitern dabei. Manchmal wird das Scheitern erst Jahrzehnte nach dem scheinbar erfolgreichen Wechsel sichtbar, wie das folgende Beispiel zeigt:

Der Firmeninhaber eines mittelständischen Betriebes im Druckereigewerbe hat 2 Töchter. Die ältere Tochter ähnelt sehr dem Vater und ist als Nachfolgerin im Unternehmen vorgesehen. Als diese Tochter sich aber überraschend gegen eine Nachfolge im Unternehmen entscheidet, ist die Krise da. In dieser Situation entscheidet sich die jüngere Tochter dazu, diese Aufgabe zu übernehmen, obwohl sie ein ganz anderer Persönlichkeitstyp ist. Zum einen will sie dem Vater beweisen, dass sie das auch kann, teilweise ist es Loyalität zum Familienunternehmen und teilweise ist es auch ihr Lebenspartner, der hier sehr ambitioniert in die Firmenleitung mit einsteigt.

Der eigentliche Führungswechsel im Unternehmen geht dann auch sehr turbulent, mit vielen persönlichen Verletzungen und letztendlich als Machtkampf zwischen den Generationen über die Bühne.  Letztendlich wird der Vater aus dem Unternehmen gedrängt und das Unternehmen neu ausgerichtet. Anfänglich führen viele der neuen Entscheidungen auch wirklich zu wirtschaftlichen Erfolgen. Das Unternehmen wächst kontinuierlich. Erst nach mehr als zehn Jahren zeichnet es sich ab, dass die neue Generation den mit der Unternehmensgröße gestiegenen Anforderungen nicht gewachsen war.

Doch erst als das Unternehmen bereits in die Verlustzone gefahren war, entstand die Bereitschaft externe Beratung in Anspruch zu nehmen. Die Entscheidung aus diesem Beratungsprozess, die Leitung des Unternehmens an einen externen Geschäftsführer zu übergeben ist den Beteiligten nicht leicht gefallen. Investitionsversäumnisse, fehlende Strategien, resignierende Mitarbeiter, Umsatz- statt Gewinnoptimierung und ein unkontrolliertes Produktportfolio kennzeichneten die Situation, die der neue Geschäftsführer bewältigen musste. Inzwischen ist das Unternehmen wieder auf Erfolgskurs, was letztlich auch der Unternehmerfamilie als Eigentümer und Gesellschafter zugutekommt.

Drei Dinge werden in dieser Firmengeschichte deutlich:

Erstens kam es zu einem für Familienunternehmen typischen Interessenskonflikt zwischen Familiensystem und Unternehmenssystem. Der Vater hat sich dabei für die Bedürfnisse der Familie entschieden, die hier im Widerspruch zu den Firmeninteressen standen. Er hat Tochter und Schwiegersohn die Nachfolge übertragen, obwohl er zumindest ahnte, dass diese nicht für diese Aufgabe geeignet waren. Hätte er sich im Sinne des Unternehmens entschieden, hätte er zwischen einer externen Geschäftsführung und einem Firmenverkauf entscheiden müssen.

Zweitens kommen Ehepartner, die nicht selbst in einer Unternehmerfamilie aufgewachsen sind und denen es deshalb naturgemäß  an der entsprechenden Erfahrung fehlt, hier leicht in eine fatale Rolle. Sie glauben, beweisen zu müssen, dass sie der Aufgabe doch gewachsen sind. Dies führt leicht zur Situation, dass Macht dazu benutzt wird die Kontrolle zu behalten. Machterhalt wird wichtiger als die Entwicklung des Unternehmens. Mitarbeiter und Management mutieren zu Widersachern. Misstrauen und Druck werden bestimmend.

Drittens sind Loyalitätsverpflichtung und „sich beweisen müssen“ schlechte Beweggründe für einen Nachfolger. Er vergibt sich die Chance auf ein eigenes, erfüllteres Leben und leistet gleichzeitig dem Unternehmen einen schlechten Dienst. Deshalb ist es für Unternehmerkinder so wichtig sich kritisch und ohne Druck zu fragen, was ihre wirklichen Lebensziele, Wünsche und Fähigkeiten sind. Auch hier kann ein externer Coach mit seiner Erfahrung und unabhängigen Sichtweise wertvolle Unterstützung geben.