Die wohl schwierigste Phase einer Unternehmensnachfolge ist der Übergang zwischen Vorgänger und Nachfolger. Die meisten Nachfolgen scheitern dramatisch und mit vielen Verlusten auf beiden Seiten genau an dieser Hürde. Warum?
Hier treffen zwei Welten aufeinander, die häufig sehr unterschiedlich sind. Und da wo sie gleich sind, z.B. in der Persönlichkeit, macht es das nicht unbedingt leichter! Gleichzeitig findet das Geschehen auf offener Bühne statt, ohne die Möglichkeit einer Generalprobe. Hinzu kommt die Vermischung auf unterschiedlichen Ebenen oder in verschiedenen Systemen, wie Familie und Unternehmen. Erwartungen, ob bewusst oder unbewusst, ob kommuniziert oder vermutet, haben in dieser Phase enormen Einfluss.
Das Resultat kann sehr unterschiedlich ausfallen. Es gibt die perfekte Übergabe des „Staffelstabes“ genauso, wie die zermürbte und verzweifelte Aufgabe der Nachfolge, mit enttäuschten und verletzten Verlierern auf beiden Seiten. Woran liegt das?
Eine häufig anzutreffende Problemquelle sind ungeklärte Erwartungen. Meist ist den beteiligten Personen nicht wirklich klar was sie vom jeweils anderen erwarten. Sie merken meist eher an ihren Enttäuschungen, dass etwas nicht passt. Was der Gegenüber von ihnen erwartet, wird vermutet, ohne dass eine aktive Auseinandersetzung mit diesen Annahmen geschieht. Was der andere wirklich erwartet bleibt oft ungeklärt. Die Folge sind Missverständnisse, Enttäuschungen, Kämpfe oder Resignation.
Eine spezielle Quelle für Missverständnisse entsteht in Familienunternehmen durch die Überlagerung von Familien- und Unternehmenssystem. Kommuniziert einer der Beteiligten auf der Familienebene, so geht es um Beziehungsaussagen. Interpretiert sein Gegenüber aber auf der Unternehmensebene, auf der Basis von Funktionen, so sind Missverständnisse vorprogrammiert. Eine wirklich funktionierende Kommunikation ist praktisch ausgeschlossen.
Eng damit verknüpft ist das Rollenverhalten und Rollenverständnis. Behandelt der Vater den Sohn wie einen Sohn, oder wie einen Geschäftsführer? Ist hier in Familienunternehmen sowieso schon eine Quelle für Verwirrungen, so wird es bei einem Rollenwechsel wie der Unternehmensnachfolge noch schwieriger. Letztlich muss auch für die Mitarbeiter dieser Wechsel nachvollzogen werden.
Ein wichtiges Spannungsfeld stellen auch meist unterschiedliche Vorstellungen darüber dar, was sich unternehmerisch bewährt hat und deshalb beibehalten werden soll und in welche Richtung Veränderungen und Innovationen erfolgen sollen. Nur gegenseitiger Respekt und Wertschätzung können über diese Klippe helfen.
Nehmen wir noch die Notwendigkeit dazu, dass sich der abgebende Unternehmer letztendlich vollständig entbehrlich machen muss, er seinem Nachfolger ermöglichen muss eigene Fehler zu machen und denken wir dann noch an Tabuthemen wir Altwerden und Tod, so wird klar, wie komplex und riskant diese Übergangsphase ist. Ohne Detailplanung, ständige Reflektion und Kommunikation, gerät das Ganze zum Glücksspiel. Hier kann externe und ganzheitliche Unterstützung das Leben aller Beteiligten deutlich erleichtern und gleichzeitig die Erfolgschancen deutlich verbessern.